Erste Szene
Mit fünf Geschäftsführern und drei Kollegen aus der Unternehmensentwicklung sitze ich an einem Tisch: Wir befinden uns in einer Sitzung zur Strategieumsetzung. Acht Business-Units sind angehalten, in den kommenden sechs Stunden kurz und knackig in jeweils 20 Minuten (plus Diskussion) ihren Strategiefortschritt darzustellen sowie anstehende notwendige Entscheidungen einzuholen. Einer der Geschäftsführer sitzt mit einem denkbar miesepetrigen Gesichtsausdruck am Tisch und ergreift kein einziges Mal das Wort. Nachdem drei Business-Units durchgeschleust wurden, machen wir die erste Pause. Ich frage den Geschäftsführer, ob alles okay sei, da ich ihn so nicht kennen würde, und warum er die Business-Units weder fordere noch mit Feedback versorgen würde, um der Strategieumsetzung zu noch mehr Momentum zu verhelfen. Die Antwort: Nein, nein, gesundheitlich gehe es ihm gut. Er habe heute Morgen die Info zu den vorläufigen Ergebnissen in Australien, einem seiner Verantwortungsbereiche, bekommen. Diese seien niederschmetternd, und aus diesem Grund sei er einfach nicht in der richtigen Stimmung, um hier und jetzt entsprechend mitwirken zu können.
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Szenenwechsel
Ich komme in das Vorzimmer des Geschäftsführers eines größeren Handelsunternehmens. Es ist ein spontaner Besuch, um einige Eindrücke mit ihm zu teilen. Die Assistentin sitzt mit Tränen in den Augen am Tisch. Ich frage, was los sei und ob ich helfen könne. „Nein, nein, alles okay. Er hat einfach wieder einen seiner schlechten Tage und wird bei jeder Kleinigkeit ausfallend.“ Der Geschäftsführer ist ein Choleriker. Und wie es bei Cholerikern nun einmal üblich ist, hat auch er die Tendenz, unter Druck gerade seine besten Mitarbeiter über Gebühr zu belasten oder auch ungebührlich zu behandeln.
Ein weiterer Szenenwechsel
Es geht um den Projektstatus eines Veränderungsprojektes. Im Vertrieb ist man dabei, eine völlig andere Kultur zu etablieren: weg von der „Gier“ als emotionalem Hauptanreiz und hin zu einem Antrieb, der auf Leidenschaft und Vertrauen basiert. Im Zuge dieses Veränderungsprozesses soll auch das viel zu komplex gewordene Bonifizierungssystem abgeschafft werden, um bei Abschluss des Projektes bei weniger Komplexität noch erfolgreicher zu sein. Der Prozess steckt in einer schwierigen Projektphase. Erste zentrale Beteiligte äußern Skepsis, einige knicken gar ein. Mehrere Teilprojektleiter berichten von frustrierenden Meetings. Die Stimmung insgesamt ist im Keller. Der Projektleiterin steht die Angst zu versagen ins Gesicht geschrieben. Entsprechend ist auch ihr Verhalten. Statt mit Überzeugung und Heiterkeit zu versuchen, mit den Projektleitern herauszubekommen, was mögliche Handlungsalternativen sein könnten, suhlt man sich gemeinsam geradezu im Dreck und findet die Gründe für die aktuelle Projektkrise bei den anderen, nämlich den beteiligten Fachbereichsmanagern.
Dies sind drei völlig verschiedende Szenarien mit gleichem Muster. Von Heiterkeit und Gelassenheit ist nichts mehr zu spüren, die notwendige Überzeugung von der Nützlichkeit des jeweiligen Projektes angesichts der Schwierigkeiten, die sich aufgetan haben, verschwunden. Das Verhalten gegenüber Kollegen, Mitarbeitern und auch der Organisation an sich ist von Apathie gekennzeichnet und hat bisweilen sogar destruktive Züge. Eine wie auch immer geartete Höchstleistung kann so nicht erreicht werden.
Management ist, wenn es gut läuft, gar nicht nötig. Haben wir einen guten Job als Manager gemacht, sind wir in solchen Phasen überflüssig. Wenn es schwierig wird, wenn es darum geht, die Truppen beisammen- und auch bei Laune zu halten, dann sind wir gefordert! Im Angesicht von Schwierigkeiten über den Dingen zu stehen, das Beste aus einer Situation zu machen, heiter und gelassen zu sein, selbst wenn uns nicht danach ist. Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Alle drei Kandidaten haben die Prüfung, die wir wöchentlich, ja manchmal mehrmals täglich zu bestehen haben, nicht bestanden!
Machen Sie es nicht wie sie. Wenn es schwierig wird: Setzen Sie ein Lächeln auf und machen das Beste aus der Situation! Widmen Sie sich voll und ganz den anstehenden Aufgaben und stecken Sie Ihr Umfeld mit Ihrer Heiterkeit an. Was soll das miesepetrige Gesicht? Hilft es irgendwem? Hilft es irgendwie? Nein, im Gegenteil: Es ist unproduktiv und sogar destruktiv! Es ist unsere Aufgabe, die Moral der Truppe aufrechtzuerhalten. Bringen Sie Licht ins Dunkel, lassen Sie die Sonne scheinen. Und ganz klar gilt: „Niemals in der Dunkelheit aufgeben!“ Das ist ein Motto der Navy Seals: Ein Plan, der einmal gefasst ist, wird verfolgt, und kommen Zweifel auf, so wird niemals aufgrund der Zweifel aufgegeben oder auch nur der Plan geändert. Es wird weitergemacht! Heiter und gelassen. Und das zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem man wieder klarsehen, vernünftig Alternativen durchdenken und Entscheidungen fällen kann. Seien Sie heiter – auch und vor allem dann, wenn Ihnen nicht danach ist.