Es passiert schnell, dass man das Opfer des eigenen Erfolges oder unglücklicher Umstände ist und nur noch arbeitet, von einem Kunden und Termin zum nächsten jagt und wegen der vielen Telefontermine, die zwischendurch ja auch noch absolviert werden müssen, häufig Junkfood zu sich nimmt. Der Kaffeekonsum ist viel zu hoch, und am Wochenende ist man mit der nächsten Aufholjagd beschäftigt, die man bis zum Sonntagabend dann doch nicht geschafft hat. Willkommen im Hamsterrad! Dabei verniedlicht diese kurze Beschreibung einen Zustand, der auf Dauer einfach keinen Spaß macht, auch wenn man – vermeintlich – viel Geld verdient.
Opfer des eigenen Erfolges ist man, wenn man soeben ein weiteres Projekt dazugewonnen hat und sich fragt: „Oh Gott! Das ist zwar fantastisch, was den Umsatz betrifft, aber wie um Himmels willen soll ich das auch noch hinbekommen?“
Opfer unglücklicher Umstände ist man, wenn ein Projekt einfach nicht wirklich rundläuft: Der Kunde wirkt nicht so mit, wie er es sollte, man rennt den Dingen ständig hinterher, muss einen Riesenaufwand betreiben, um bestimmte Sachen geradezubiegen, damit sie für den Lenkungsausschuss noch passen, und so weiter …
Kommt gar beides zusammen, so bleibt nur zu sagen: Willkommen im Hexenkessel!
Der Hebel zur Lösung dieses Problems ist nie in der Effizienz zu suchen! Klar, als Berater muss man gut organisiert sein, insbesondere wenn man zwischen 300 TEUR und einer Million Euro verdient. Dann ist dies durchaus ein komplexes Unterfangen, bei dem es eine gut durchdachte Struktur, klare Prinzipien und ausgefeilte Systeme braucht, die es diszipliniert einzuhalten gilt, damit man nicht unnötig Zeit verschwendet. Diese sind jedoch nicht der entscheidende Hebel, wenn man im Hamsterrad oder gar im Hexenkessel gefangen ist.
Je nachdem, ob man das Opfer des eigenen Erfolgs oder der Umstände ist, sind im Sinne der Effektivität und des eigenen Selbstverständnisses ein paar Dinge zu hinterfragen, die in ihrer Konsequenz meist mehr damit zu tun haben, Dinge zu lassen, also zu verlernen, statt neue Dinge dazuzulernen.
Opfer des eigenen Erfolges?
Reflektieren Sie bitte folgende Punkte:
- Was ist die Basis meiner Leistungserbringung? Tagessätze? Dann ist es Zeit, auf Value-Based Fees umzustellen, um die Leistungserbringung selber besser gestalten zu können.
- Erbringe ich meine Projekte immer noch auf dieselbe Art und Weise wie vor zwei oder drei Jahren? Höchste Zeit, das zu ändern, denn in diesem Fall sind wir nicht selten Opfer unserer Erfahrungsgefängnisse, weil wir unsere Projekte stets routiniert auf die bewährte Art durchziehen. Fragen Sie sich vielmehr: „Wie kann ich dieselben Ergebnisse in 50 Prozent der Zeit erzielen?“ und formulieren Sie weitere ähnlich „dramatische“ Anforderungen, um Strukturen, Modelle, die Art zu führen etc. auf eine völlig neue Grundlage zu stellen.
Wirken, ohne vor Ort zu sein. Die Annahme, ständig vor Ort sein zu müssen, ist einer der Irrtümer, von denen viele Berater sich nur äußerst schwer zu lösen vermögen. Dazu stellen Sie sich folgende Frage: „Wie muss ich auftreten, Dinge vorbereiten (lassen), Feedback geben und führen, damit mein Kunde mich ständig spürt, ohne dass ich vor Ort bin?“ Es gilt, sich von dem Axiom „Wirkung = vor Ort“ zu verabschieden, und zwar dauerhaft!
Opfer der Umstände?
Sind Sie ein Opfer der Umstände, reflektieren Sie bitte folgende Punkte:
- Was ist mein Selbstbild? Mädchen für alles? Fehlleistungen anderer zu kompensieren?
- Wie muss ich mir meine Klienten erziehen, damit es rundläuft?
- Möchte ich respektiert oder gemocht werden?
- Was ist mein Verständnis von Zeit? Definieren Sie das für sich.
Ist Zeit für Sie eine Frage von Ressourcen oder von Prioritäten?
Setzen Sie Prioritäten und halten Sie sich diszipliniert daran!
Viel Erfolg beim Wachsen und Herausklettern aus dem Hexenkessel!
Ihr Matthias Kolbusa