Ich kenne einige Kollegen, die als Berater so gut wie nie Stress haben. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sie zu wenig Arbeit haben, dass sie keine Krisen kennen und von schwierigen Kunden nicht mit problematischen Projekten behelligt würden. Sie gehen nur anders damit um. Manche haben das einfach drauf, weil es ihr Naturell ist, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Nichtsdestotrotz können sie problemlos Gas geben, wenn es nötig ist.

Leider hat nicht jeder das Glück, mit einem solchen Charakter gesegnet zu sein, und ich war das in jüngeren Jahren auch nicht. Ich bin ehrgeizig, möchte viel erreichen und dabei möglichst wenig Zeit vertrödeln. Das hat mich früher oft ungeduldig gemacht. Ich habe überpowert und am Ende weniger auf die Reihe bekommen, als ich mit mehr Ruhe erreicht hätte.

Wenn ich aber eines gelernt habe, dann, dass man sich viele Dinge erarbeiten kann, die einem nicht in die Wege gelegt wurden. Und dazu gehört auch der achtsame Umgang mit sich selbst. Gerade in Krisenzeiten ist dieser unglaublich wichtig. Dazu gehört auch, sich selbst ein Freund zu sein.

Verheizen Sie sich nicht selbst

Wenn wir sicher sind, dass wir uns zu viel vorgenommen haben und es einfach nicht zu schaffen ist, bringt es rein gar nichts, alles einfach so lange weiterlaufen zu lassen, bis man umkippt. Wir müssen bewusst mit der Krise umgehen: erkennen, dass wir verzweifelt oder ausgebrannt sind, und das auch akzeptieren, ohne deswegen Schuld oder Scham zu empfinden.

Stellen Sie sich einmal vor, was Sie Ihrem besten Freund in einer solchen Situation raten würden.

„Zieh das jetzt durch“ oder: „Das bringt nichts, du hast keine Energie. Bevor der Workshop eine Katastrophe wird, lass es lieber. Zieh dich drei Tage aus der Sache raus.“

Die Außenperspektive einzunehmen ist sehr hilfreich, denn für andere sind wir meist ein besserer Ratgeber als für uns selbst.

Wenn wir am Boden zerstört sind und keine Energie mehr haben, weil wir an einem Tiefpunkt unserer Leistungsfähigkeit angelangt sind, dann ist es ratsam, sich eine Auszeit zu gönnen. Diese kann gut und gerne einige Tage dauern, selbst wenn in dieser Zeit der nächste Kundenworkshop ansteht und morgen 15 Personen auf Sie warten. Dann sind Sie eben krank! Das ist keineswegs eine Lüge, denn Sie brauchen dringend Erholung! Eine Auszeit ist keine Schande, sondern eine wirklich kluge Lösung.

Die Balance finden

Die Balance zu finden zwischen einem sozial erfüllten Leben mit der Familie, den Freunden, Hobbys, sozialem Engagement und dem Bedürfnis bzw. der Notwendigkeit, Sport zu treiben, und den beruflichen Anforderungen und bei alldem ausgeglichen und im Reinen mit sich selbst zu sein ist eine permanente Gratwanderung.

Manchmal geraten wir in Situationen, in denen wir das Gefühl haben, nicht mehr Herr der Lage zu sein. Dann ist es notwendig, Abstand zu gewinnen.

  • In einem solchen Fall sollten wir das Telefon ausschalten und unser E-Mail-Programm vergessen.
  • Am besten legen wir uns ganz bewusst den lieben langen Tag auf die Couch, entspannen uns und tun nur das, wonach uns der Sinn steht.
  • Oder wir lassen unseren Gedanken freien Lauf.
  • Wer aktiver sein möchte, geht eine Runde spazieren, setzt sich aufs Fahrrad oder zieht ein paar Bahnen im Schwimmbad – aber alles ohne Leistungsdruck!

So achten wir als Solche Retreats können wir uns natürlich nicht jeden Tag leisten und auch nicht mehrmals während eines laufenden Projekts. Aber was sein muss, muss sein. Um aus diesen kritischen Situationen zu lernen und sie in Zukunft zu vermeiden, ist es notwendig, sich eine kluge Struktur zu geben. Und zu dieser Struktur gehören eben auch geschickt geplante und konsequent eingehaltene Pausen.

Diszipliniertes Einlegen von Pausen

Ich habe einschlägige Erfahrungen mit Erschöpfungszuständen gemacht und weiß daher, dass ich alle zwei bis drei Monate vier Tage einplanen muss, an denen ich keinerlei Verpflichtungen habe! Andernfalls gerate ich früher oder später in ein Leistungstief, das möglicherweise eine längere Zwangspause mit sich bringt.

Natürlich braucht es einige Disziplin, an diesen drei oder vier Tagen wirklich nichts zu tun, aber ich habe ja genau das mit mir selbst verabredet, und zudem ist es sinnvoll. Mit Struktur und Disziplin führe ich ein entspannteres und zufriedeneres Leben als ohne!

Disziplin ist also auch im Hinblick auf die Pausen, die wir einlegen müssen, sehr wichtig.

Das können Sie auch! Lassen Sie sich nicht verrückt machen vom Stress. Der ist oft schon verrückt genug. Wenn wir als Berater bei uns bleiben, aufmerksam in uns hineinhören und bei Bedarf richtig reagieren, haben wir immer viel zu tun, aber wenig Stress dabei. Denn Stress ist keine physikalische Größe. Er ist ein Gefühl, das wir bewusst steuern können.

Ihr

Matthias Kolbusa

Written by : Matthias Kolbusa

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