Ist das Leben als Berater nicht wunderbar?
In welchem anderen Beruf hat man die Möglichkeit, so viele verschiedene Menschen und Situationen kennenzulernen? So mannigfaltige Erfahrungen zu sammeln? Sich ständig in so vielerlei Hinsicht weiterzuentwickeln? Ich kenne keinen zweiten Job, der das bietet! Und wenn man möchte, sind die Möglichkeiten für einen selbst ebenfalls nahezu unendlich: Es gibt kein Thema, in das man sich nicht hineinfuchsen könnte, um seinen heutigen Kunden neuen Mehrwert zu bieten oder sich etwas für die Kunden von morgen zu überlegen. Es ist einfach großartig!
Aber wie alles auf der Welt hat natürlich auch das seine Kehrseite: Die Unmenge an Möglichkeiten, was man als Berater wie verfolgen, angehen oder entwickeln kann, ist auch dazu angetan, einem das Leben schwer zu machen. Zum einen hat man die Qual der Wahl: Auf welches Thema soll ich mich fokussieren? Weiterhin Führungskräfte-Trainings oder Vertriebsthemen oder vielleicht doch eher die Innovationskiste? Das interessiert mich alles! Auf der Marktseite: Konzentriere ich mich auf die Banken? Versicherungen? Industriezulieferer? All das sind spannende Märkte! Hat man diese Fragen einmal für sich geklärt, kann man wer weiß was alles machen, um sich in seinem Zielmarkt die gewünschte Wahrnehmung und tolle Ersttermine zu verschaffen: Vorträge konzipieren und vermarkten, Inspiration Days anbieten, Artikel zu den bevorzugten Themen schreiben, Whitepaper oder sogar ein ganzes Buch! Oder interessante Kunden direkt anschreiben und ihnen zwei bis drei gute Ideen vorstellen. Natürlich unter Angabe einiger Referenzen!
Ob strategisch, taktisch oder operativ: Die Zahl der Möglichkeiten ist unbegrenzt! (Siehe hierzu auch meine „Berater-Bibel“!)
Das Dumme daran ist: Es gibt unbegrenzt viele Möglichkeiten! Nicht selten erleben wir Tage und Wochen, in denen uns noch weitere Ideen durch den Kopf schießen, die auch unbedingt umgesetzt werden müssen, damit das mit dem Marketing, der Akquise und den wunderbaren neuen Projekten auch klappt! Schnell häuft sich eine Menge an Themen und To-dos an, die nicht mehr wirklich beherrschbar ist! Wie soll dafür gesorgt werden, dass die Veranstaltungsreihe ausgebucht ist, wie soll das Empfehlungsmarketing konsequent betrieben, das Whitepaper fertiggestellt und auch noch an dem Buchkonzept gearbeitet werden? Ganz zu schweigen von den laufenden Projekten und Vertriebsterminen. Die Gefahr, in diesem Job von der Anzahl der Möglichkeiten erschlagen zu werden, ist groß!
Daher müssen wir immer wieder einen Stopp einlegen! Wir müssen innehalten und uns sortieren, damit uns nicht das Gefühl der Überforderung, des Im-Chaos-Untergehens beschleicht oder wir den Eindruck haben, zwar viel zu machen, aber nicht wirklich voranzukommen. Es ist der Fluch der vielen Ideen und Möglichkeiten, der gerade die Umtriebigen unter uns immer wieder einholt. Diesem Fluch muss etwas entgegengesetzt werden, soll er uns nicht zur Verzweiflung bringen.
Daher gilt es, mindestens einmal im Monat oder vielleicht sogar jede Woche kurz auszusteigen und folgende drei Schritte zu absolvieren:
- Ausspeichern
- Sortieren
- Priorisieren
Es ist unglaublich wohltuend, alles, was einem im Kopf herumschwirrt, einfach einmal runterzuschreiben, auch gerne ohne Punkt und Komma.
Einfach raus damit aus dem Kopf und rauf aufs Papier: unsortiert, unstrukturiert, einfach alles raus! Das kann mal fünf Minuten dauern, ein anderes Mal jedoch auch eine ganze Stunde. Es ist herrlich, das alles aufs Papier zu bringen! Der Kopf fühlt sich danach leer an, und allein dadurch macht sich ein angenehmes Gefühl in einem breit. Notieren Sie jeden Gedanken, jede Idee, jede Sorge, jede Angst und alles, was Begeisterung in Ihnen ausgelöst hat.
Danach gehen Sie Ihre Niederschrift durch und markieren, was Ihnen relevant erscheint. Die zentralen Elemente werden mit Pfeilen in Bezug zueinander gesetzt, Ihre Ziele dazu auf dem Zettel vermerkt und dick umrandet. Anschließend überlegen Sie, welcher Punkt einen anderen beeinflusst und wie stark ihre Wirkung aufeinander ist. Wie sieht das Wirkgeflecht aus? Es ist immer wieder schön und interessant zu sehen, wie sich durch das Verbinden und Verketten eine Logik ergibt, die nicht nur für Klarheit sorgt, sondern auch eine beruhigende Wirkung entfaltet. Vielleicht bringen Sie für die zentralen Dinge noch ein wenig Farbe in das Wirknetz: Rot für sich negativ oder stark beeinflussende Elemente, Grün für indirekte Zusammenhänge. Der Weg ist hier das Ziel. Entscheidend ist, dass Sie Ihre Ziele dick umrandet auf dem Zettel stehen haben: Diese drehen sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Ihren Umsatz, um die Gewinnung von Neukunden, Ihre Bekanntheit oder was auch immer. Nach 20 oder 30 Minuten werden Sie sagen: „Ja, das sind die Zusammenhänge!“, und es wird Ihnen ein Leichtes sein, die drei bis vier zentralen Hebel einzukreisen, die für dieses „Spiel“ entscheidend sind.
Damit haben Sie die drei bis vier Themen, die Sie in der kommenden Woche oder im nächsten Monat – was ein klug gewählter Zeithorizont ist, hängt von der aktuellen Situation ab – verfolgen werden! Mehr ist nicht erforderlich!
Jetzt schalten Sie auf Autopilot und sagen sich bei allen Ideen und Gedanken, die Ihnen kommen, und bei allen Empfindungen: Schön, dass du da bist, aber du bringst mich nicht vom Kurs ab! Ich notiere dich für den nächsten Stopp: für die nächste Runde des Ausspeicherns, des Sortierens und des Priorisierens!
So kommen Sie in einen angenehmen Flow und fühlen sich nicht ständig wie ein Schiff im Sturm, das Sie zwar mit aller Kraft auf Kurs zu halten versuchen, auf dem Sie aber dennoch nicht das Gefühl haben, wirklich voranzukommen.
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Ihr Matthias Kolbusa