Es gibt Engagements, die nur wenig Spaß machen. Nicht wegen der umfangreichen Arbeit, sondern wegen des unzureichenden Miteinanders mit dem Auftraggeber und der fehlenden gemeinsamen Überzeugung, gemeinsam etwas Großartiges schaffen zu können.
Gerade diejenigen von uns, die neben ihrem Beratungstalent mit verkäuferischem Geschick gesegnet sind, kennen diese Situation: Endlich hat man es geschafft, den Kunden nicht nur davon zu überzeugen, dass man der Beste für dieses Vorhaben ist, sondern man hat auch das Projekt selbst ins Leben gerufen.
Einem noch sehr jungen und unerfahrenen CEO musste ich einmal klarmachen, dass die unternehmerische Performance in den Keller gehen würde, wenn es uns nicht gelänge, ihn und sein Geschäftsführer-Team klarer auszurichten und die Spielregeln im Miteinander auf mehr Ergebnisorientierung und Geschwindigkeit zu fokussieren. Im Souterrain war sie bereits!
Der junge Mann folgte mir, wenn auch nicht aus einer tiefen Überzeugung heraus. Es war eher so, dass er meiner Argumentation nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Es kam, wie es kommen musste: Der ganze Prozess gestaltete sich ausnehmend zäh, und der Wille des CEO, an sich und seinem Team zu arbeiten, hielt sich in Grenzen. Die Skepsis, mit der er dem Vorhaben von Beginn an begegnet war, nahm eher zu als ab – und seiner Ansicht nach ebenso die Zahl der Gründe, warum man das Ganze eigentlich lassen sollte. Nach zwei von ursprünglich angesetzten sechs Monaten brachen wir das Engagement ab.
Früher hätte ich des Umsatzes wegen versucht, das Ganze bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Mittlerweile lasse ich von solchen Dingen jedoch die Finger.
Nicht jedes Engagement ist ein gutes!
Zu häufig war ich in Engagements gefangen, bei denen ich mich selbst verheizt habe: ob es der oben erwähnte Fall war, ein Reorganisationsprojekt oder eine Prozessoptimierung, die zwar von einigen Bereichsleitern, nicht jedoch vom wirklichen Entscheider gewollt wurde.
Wir müssen uns klarmachen, dass diese Engagements enorm viel Energie kosten, und ständig finden wir uns in Situationen wieder, in denen wir unser Vorhaben oder unser Vorgehen rechtfertigen müssen. Wir alle spüren es bereits zu Beginn, wenn einem Projekt kein Zauber innewohnt.
Und Sie können sicher sein: Dieser Zauber wird sich auch später nicht einstellen!
Aber wie leicht und mit wie viel Freude arbeiten wir an Themen, die wirklich Priorität haben, deren Sinn unsere Auftraggeber erkannt haben, und wenn alle Beteiligten von dem Wunsch und dem Willen beseelt sind, den erwünschten Zustand herbeizuführen. Unsere Kompetenz und unser Engagement werden wertgeschätzt, und zügig werden beachtliche Ergebnisse erreicht. Wie gut läuft ein solches Board-Alignment, wenn der CEO davon überzeugt ist, und welch grandiose Arbeitsmomente gibt es, wenn jemand wirklich eine Strategie entwickeln will und sich dazu weder überredet fühlt, noch darin lediglich die Erfüllung seiner Vorgaben sieht!
Lassen Sie die Finger von jeglichen Engagements, denen von Anfang an jeglicher Zauber fehlt! Überreden Sie niemals jemanden, und zwingen Sie ihn nicht zu seinem Glück. Dieses Glück wird sich nicht einstellen, nicht für ihn und schon gar nicht für Sie!
Es gibt viele Klienten, die Ihr Engagement und Ihre Kompetenz wirklich zu schätzen wissen, und wenn eines Energie gibt, dann sind das gut verlaufende Projekte. Also vergeuden Sie keine Zeit und Energie!
Die oben erwähnten Engagements saugen wie ein Vampir die Leidenschaft für das, was wir tun, aus uns heraus. Deshalb: Finger weg!
Ihr
Matthias Kolbusa
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