Was für ein erschütternder Begriff: „Leid“. Worin soll das Leid als Berater, Trainer oder Coach denn bestehen? Haben wir es nicht unglaublich leicht und angenehm? Wir tragen für nichts Verantwortung, kommen und gehen, wann es uns passt, müssen den ganzen Zirkus in den verschiedenen Organisationen nicht mitmachen, genießen unsere Freiheit und Unabhängigkeit und bekommen dafür auch noch einen Haufen Geld. So weit die Außensicht, die Manager und Mitarbeiter aus der „normalen“ Welt nicht selten haben. Eine heile Scheinwelt. Eine Scheinwelt, die nicht wenige, die gerade eine Sinnkrise durchmachen, einen Karriereknick erleben oder auch entlassen wurden, dazu verleitet zu sagen: „Dann werde ich eben Berater. So schwer kann das nicht sein.“ Wenn sie nur wüssten, was sie tun! In den meisten Fällen handelt es sich bei ihnen um „Eintagsfliegen“, deren Beraterdasein in der Regel nach sechs bis zwölf Monaten sein Ende findet.
Hinter den Kulissen
Hinter dem schönen Bild der vermeintlichen Leichtigkeit verbirgt sich nicht selten ein Berg an Leid. Sie fragen sich, warum ich von Leid spreche und nicht einfach von Stress? Stress ist eine Facette des angesprochenen Leides, ein Überforderungsphänomen.
Stress entsteht, wenn wir meinen, mehr leisten oder bewältigen zu müssen, als wir derzeit können.
Das kann die Zahl der Aufgaben sein, die aus unserer Sicht unmöglich in der zur Verfügung stehenden Zeit zu schaffen sind (1. Ausprägung: Wir meinen [!], mehr machen zu müssen, als wir zu schaffen glauben), oder eine schwierige Klientensituation, bei der wir uns in die Ecke gedrängt fühlen und keinen Ausweg mehr sehen (2. Ausprägung: Wir müssen mehr bewältigen, als wir zurzeit zu schaffen meinen).
Neben dem Stress gesellt sich zum „Leid des Beraters“ noch hinzu:
- Sorgen und Ängste
Diese reichen von alltäglichen Gedanken um den heutigen Tag (beispielsweise wie der Workshop wohl laufen wird. Ist er ausreichend vorbereitet?) über mittelfristige Dinge („Was, wenn das Projekt nicht die gewünschten Erfolge bringt?“) bis hin zu existenziellen Fragen („Von was soll ich die Rechnungen zahlen, wenn das Projekt tatsächlich nicht verlängert wird?“ oder „Woher sollen rasch neue Aufträge kommen?“).
- Unsicherheit
Sie ist zwar auch eine Form der Angst, jedoch eine spezielle Ausprägung. Wollen wir Berater uns weiterentwickeln – was wir kontinuierlich tun müssen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten –, werden wir immer wieder neue Dinge angehen und anwenden müssen. Auch werden wir in Branchen tätig werden müssen, die uns vollkommen unbekannt sind, und uns mit Themen beschäftigen, mit denen wir noch nie Berührung hatten: unser erstes Change-Projekt, unsere erste Coaching-Erfahrung, unser Debüt auf der Vortragsbühne. Unsicherheit ist Alltag!
- Einsamkeit
Häufig haben wir niemanden, bei dem wir uns ausheulen können. Es gibt keinen Kaffeeklatsch, bei dem wir uns gegen andere, die uns das Leben schwer machen wollen, verbünden können. Genau das Gegenteil ist häufig der Fall: Nicht selten sehen wir uns einer Meute gegenüber, die uns als Gefahr, als Bedrohung betrachtet und uns erklären will, dass wir hier auch nichts ausrichten können. Und so stehen wir auf einsamer Flur. Das klingt vielleicht etwas heldenhaft und kann es auch sein, aber leicht ist es nicht, es ist Teil des Leides.
- Trägheit
Oh, hier haben wir eine ausgesprochen lästige Facette des Leidens als Berater, Trainer oder Coach: Wir wissen genau, was alles getan werden müsste für uns und unser Geschäft in Sachen Marketing und Vertrieb und damit es für unsere Kunden noch besser wird. Doch da ist diese Trägheit, die immer wieder überwunden werden muss. Und uns stachelt niemand an, kein Chef, kein Kollege. Wir müssen unsere Trägheit immer wieder alleine überwinden. So sind ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle nicht selten geradezu vorprogrammiert.
Was soll die Jammerei?
Stress, Sorgen, Ängste, Unsicherheit, Einsamkeit, Trägheit – na und? Es ist ein tolles Leben als Berater! Der Markt wächst und wächst, es gibt Themen ohne Ende, und wir können unser Leben abseits jeglicher Zwänge so gestalten, wie wir wollen. Wir können unserem Biorhythmus nachgehen, mit unseren Kindern spielen, wann immer uns danach ist, mehrmals im Jahr Urlaub machen und meinetwegen vom Strand aus ein paar E-Mails beantworten, ein wenig an einem Konzept feilen oder an einer Telefonkonferenz teilnehmen. Auch können wir verschiedene Klientenengagements parallel laufen lassen und dabei tatsächlich ein Vermögen verdienen.
Das Leid muss einfach nur überwunden werden. Es ist da, es gehört zum Spiel. Es gilt, das Leid anzunehmen und dem unleugbar komplexen Unterfangen, als Berater tätig zu sein, mit einer ausgeprägten mentalen Stärke zu begegnen und das Ganze so zu gestalten, dass es „einfach rundläuft“.
Die Schlüssel, um Leid in Genuss zu wandeln
Um dieses Leid in Genuss zu wandeln, muss man über einige Aspekte und Zusammenhänge gründlich nachdenken und ein wenig Disziplin entwickeln, um den sich ergebenden Erkenntnissen Taten folgen zu lassen:
– Was ist mein Menschenbild, und was ist das Bild, das ich von mir selber habe?
– Was sind meine Ängste? Welche Muster stecken dahinter, und wie kann ich sie durchbrechen? Mut heißt nicht, keine Angst zu haben.
– Was gibt mir Sicherheit, und welche Gewohnheiten braucht es, um mir diese kontinuierlich zu verschaffen?
– Welche Prinzipien und Werte müssen mein Handeln prägen, um mit mir selber, dem, was ich tue, und anderen klarzukommen?
– Was ist mein grundsätzliches Auftragsverständnis, aus dem heraus ich handle?
Denken hilft! Wir denken in der Beratung zu wenig über die wichtigen Zusammenhänge unseres Schaffens nach. Würden wir dies tun und Antworten auf die obigen und weitere Fragen generieren und uns ein System schaffen, mit dem wir die Komplexität des Beraterdaseins nicht nur beherrschen, sondern in einen echten Genuss verwandeln, was wäre das für ein tolles Leben!Diese und weitere Aspekte behandle ich im Rahmen meines Self-Esteem-Workshops, einem Workshop, der Sie persönlich und Ihr Beratungs-, Coaching- oder Trainingsbusiness auf ein vollkommen anderes Level hebt. Hier können Sie sich anmelden.
Ihr Matthias Kolbusa